Der letzte Artikel über Bestrafungen, den du brauchst
Wer sich für das Thema BDSM interessiert, wird sicherlich über die Begriffe "Strafe", "Disziplinierung" und "Erziehung" gestolpert sein. Worauf man beim BDSM achten sollte, wenn man effektive Strafen (punishments) oder funishments verteilt, erkläre ich dir in diesem Artikel.
Ein Teilaspekt vom BDSM bildet das Wort "Discipline", also die Disziplinierung. Ob und wie stark tatsächliche Disziplinierungen Teil des Spiels sind, kann jeder selbst entscheiden. Strafe ist jedoch nicht gleich Strafe. Es ist wichtig, die richtige Strafe und das richtige Strafmaß zu für jede Bestrafung (punishment) - nicht zu verwechseln mit funishment - zu wählen.
Strafen als Werkzeug für Verhaltensänderung
Strafen sind an ein bestimmtes Verhalten geknüpfte Sanktionen, die genau jenes Verhalten kritisieren. Bestrafungen (punishments) sind also dazu gedacht, eine Verhaltensmodifikation hervorzurufen.
Im Bereich des BDSM werden diese unter consent (gegenseitigem Einverständnis) von Dom an Sub vollzogen.
Ich habe schon häufiger gesehen, dass BDSMler über Bestrafungen reden, dabei aber eigentlich keine Verhaltensveränderung hervorrufen wollen. Genau genommen sind das dann keine Bestrafungen mehr, sondern funishments.
Punishments vs. Funishment
Während bei einer Bestrafung das Verhalten verändert werden soll, wird bei funishments eine Art der Maßnahme gewählt, die nur demütigend, schmerzhaft oder anderweitig negativ aussieht, Sub aber im Endeffekt gefällt.
Eine im BDSM generell reizvolle Art des Metakonsens (CNC) wird also genutzt, um etwas scheinbar negatives, das Sub aber eigentlich gefällt, unter Vorwand einer Bestrafung zu vollziehen. Hier geht es hauptsächlich um Spaß.
Um ein konkretes Beispiel für beide Fälle zu liefern:
Sub hat mal wieder die Aufgaben, die im Haushalt aufgetragen waren nicht erledigt. Da Dom und Sub sich vorher auf die Aufgaben geeinigt haben, bestraft Dom Sub nun mit einem Orgasmusverbot.
Das ist eine Bestrafung, da etwas, dass Sub nicht als angenehm / erregend empfindet, benutzt wird, um das Verhalten zu verändern.
Sub ärgert Dom, indem absichtlich ein wenig Ungehorsam und Brattyness an den Tag gelegt wird. Dom findet das nicht schlimm, vielleicht reizt es ihn/sie sogar als eine Art Herausforderung. Dieses Verhalten möchte er/sie nicht kritisieren und damit reduzieren. Daher wird Sub festgebunden und anal benutzt.
Hier wird etwas, dass nach außen hin negativ aussieht (festgebunden werden, anal benutzt werden), aber Sub eigentlich erregt, benutzt und eine Verhaltensänderung ist nicht gewünscht. Das ist ein funishment.
Woran erkennt man, was für Sub eine echte Strafe ist und was Spaß macht?
Um Sub ein echtes punishment zu geben, muss man natürlich wissen, was Sub gefällt und was eine tatsächliche Strafe ist.
Was für Sub A eine echte Strafe und fast unzumutbar ist, kann für Sub B eher schon ein funishment sein. Jeder Mensch ist individuell und daher ist es etwas, dass man immer wieder für jeden Spielpartner als Dom neu herausfinden muss.
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Im Grunde genommen kannst du es als Dom ganz am Anfang noch nicht genau wissen. Je mehr du Sub im D/S Verhältnis kennenlernst, desto eher wird dir klar, was Sub als demütigend, negativ, positiv, schmerzhaft, nicht so schmerzhaft und so weiter empfindet.
Wie immer ist Kommunikation super wichtig beim BDSM. Bei Unsicherheit kannst du einfach fragen: "Ich hatte xyz als Bestrafung vorgesehen, dir scheint das aber gar nicht so viel auszumachen, hm?".
Was muss bei Strafen grundsätzlich beachtet werden?
Es gibt einige Punkte, die du für Strafen noch beachten musst, wenn du möchtest, dass Strafen effektiv funktionieren.
Logische Konsequenzen vs. Bestrafungen
Aus der Psychologie und Pädagogik wissen wir, dass Bestrafungen kategorisiert werden in Bestrafungen ohne inhaltlichen Zusammenhang zu dem Verstoß und Bestrafungen mit inhaltlichem Zusammenhang zu dem Verstoß.
Das heißt, wenn Sub Haushaltsaufgaben, die vereinbart waren, nicht zuverlässig abgegeben hat und jetzt daher ein besonders großer Fokus auf diesen Haushaltsaufgaben liegt, ist das eine Bestrafung mit inhaltlichem Zusammenhang zum Verstoß.
Eine gewisse Anzahl an Schlägen auf den Arsch wäre eine Bestrafung ohne inhaltlichen Zusammenhang zum Verstoß.
Laut Psychologen und Pädagogen funktionieren Bestrafungen mit inhaltlichem Zusammenhang besser, um eine Verhaltensmodifikation zu erreichen, als Bestrafungen ohne inhaltlichen Zusammenhang.
Positive Bestrafung vs. Negative Bestrafung
Etwas, das häufig außer Acht gelassen wird, ist die negative Bestrafung.
Aus der Psychologie und Pädagogik wissen wir, dass es sowohl positive als auch negative Bestrafungen gibt. Dabei bedeutet das nicht etwa, dass Bestrafungen für die zu erziehende Person etwas Positives haben können.
Eine positive Bestrafung ist das, was die meisten vermutlich unter Bestrafung verstehen. Sub bekommt Schmerzen, Sub wird gedemütigt, Sub muss eine unangenehme Arbeit verrichten und so weiter. Es wird eine unangenehme Konsequenz hinzugefügt.
Eine negative Bestrafung ist im Gegensatz dazu das Wegnehmen einer angenehmen Konsequenz. Sub darf heute keine Süßigkeiten essen, Sub darf nicht kommen und so weiter.
Hier gibt es nicht wie im vorgehenden Abschnitt eine bessere Variante. Beide Varianten funktionieren gleich gut, es ist aber nützlich zu wissen, dass es diese beiden Arten von Strafen gibt. So ist es einfacher kreativ zu sein und sich eine gute Strafe auszudenken.
Wie wähle ich eine angemessene und wirksame Bestrafung?
Bei der Wahl einer angemessenen und wirksamen Bestrafung ist es hilfreich ein wenig Inspiration für verschieden Strafen zu haben.
Das Strafmaß (also wie intensiv die Strafe ist) sollte proportional zur Höhe des Vergehens passen.
Wenn Sub etwas gemacht hat, dass ein wenig aus der Rolle rausfällt, dann bestrafe das auch dementsprechend leicht. Wenn Sub einer großen Verantwortung nicht nachgekommen ist, wie beispielsweise am Steuer das Handy verwendet hat und du ihr das explizit verboten hast, dann wähle ein dementsprechend hohes Strafmaß.
Bei manchen Strafen lässt sich das Strafmaß bequem über eine Zahl regulieren (x Schläge, x Mal Abschreiben, x Minuten etwas aushalten, x Tage Verbot etc.), bei anderen Strafen wird das Strafmaß schon eher über die Tätigkeit festgelegt.
Achtung: Im Gegensatz zum Vollziehen einer Strafe wird das Strafmaß beim bloßen Androhen anders angesetzt. Wenn du eine Bestrafung androhen möchtest, aus der Sub besonders gut lernen soll, hilft viel NICHT viel. Im Gegenteil.
Lass mich dir ein Beispiel geben. Du möchtest, dass Sub verinnerlicht, dass das Handy während dem Autofahren zu verwenden gefährlich ist und unterlassen werden soll.
Würdest du eine Strafe mit sehr hohem Strafmaß androhen, wird Sub sich von nun an vielleicht kurzfristig daran halten, weil Sub sich vor allem an die Strafe erinnert.
Während es durchaus seinen Reiz hat, Sub durch Androhung von Strafen unter Kontrolle zu haben, ist es jetzt so, dass Sub ihre/seine Zurückhaltung vor Handy-Nutzung am Steuer jetzt zum Großteil durch Angst vor der Strafe unterbewusst rechtfertigt.
Wenn du langfristig diese Regel durchsetzen möchtest, setze stattdessen die Strafe proportional zu niedrig, damit bei erfolgreicher Einhaltung der Regel Sub unterbewusst die Einhaltung der Regel mit intrinsischer Motivation rechtfertigt.
Wählst du das angedrohte Strafmaß zu niedrig, läufst du Gefahr, dass Sub sich gar nicht erst an die Regel hält (dann greift der Effekt natürlich auch nicht).
Arten von Strafen
Es gibt 3 Kategorien in welche die meisten Strafen eingeordnet werden können. Im Wesentlichen sind Strafen entweder körperlich-schmerzhaft, erniedrigend oder physisch anstrengend.
Körperlich-schmerzhafte Strafen sind fast immer bequem durch eine Zahl skalierbar. Physisch anstrengende Aufgaben haben häufig auch eine Möglichkeit, das Strafmaß noch ohne Hinblick auf den Inhalt selbst festzulegen.
Bei erniedrigenden Strafen ist es in den meisten Fällen nicht so einfach möglich. Dort wählst du das Strafmaß, indem du eine weniger oder mehr demütigende Tätigkeit aussuchst.
Jetzt mal was nur für die Doms (Subs lesen einfach bei der grauen Box unten weiter):
Es ist nicht so, als ob du ein kreatives Genie sein müsstest, aber je kreativer funishments/punishments ausfallen, desto erregender ist es für Sub. Immer das gleiche alte Spanking wird langweilig, gerade bei demütigenden Sachen ist Abwechslung einfach unschlagbar aufregend.
Ansonsten kannst du auch im Internet selbst noch nach Inspiration für Strafen suchen, wenn du dafür Zeit hast.
Verzögerungen stören
Egal ob du eine Bestrafung mit der Absicht einer Verhaltensmodifikation ausführst oder ein funishment mit der Absicht von Spaß - in beiden Fällen sorgen Verzögerungen für einen kleineren Effekt.
Wenn du möchtest, dass Sub etwas aus einer Strafe lernt, dann führe sie umgehend durch - je weiter du die Strafe verschiebst, desto schwächer wird die unterbewusste Verknüpfung von Vergehen und Bestrafung.
Für funishments ist es tatsächlich nicht weiter wichtig, aber es hat natürlich etwas für Subs, wenn Verstoße sofort bestraft werden und nicht erst in eine imaginäre Liste geschrieben werden und zu einem willkürlichen Zeitpunkt durchgeführt werden.